Notfall Wohnen
Diakonie-Magazin 2019/20Notfall WohnenWarum so viele Menschen verzweifelt Wohnraum suchen - und was jetzt hilft
EditorialEinfach wohnen - ein Privileg?
nach 2013 berichten wir im diesjährigen Magaziån zum zweiten Mal über Wohnungsnot in Hamburg. Wir tun dies, weil die Situation weiterhin dramatisch ist und unsere Arbeit in vielen Bereichen sehr erschwert. Wenn Menschen über keine Wohnung oder nur über krankmachenden oder völlig unzureichenden Wohnraum verfügen, stehen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit leeren Händen da.
In Hamburg werden so viele Wohnungen gebaut wie seit Jahren nicht mehr. Aber die Mieten steigen weiter. Und die Wohnungssuche bleibt schwierig. Am härtesten trifft es diejenigen, die es auf dem Wohnungsmarkt am schwersten haben. Eine Wohnung zu haben, darf aber kein Privileg sein! Tatsächlich ist das Haupthindernis, eine Wohnung zu bekommen: Armut.
Haben Sie schon mal einem Kind erklären müssen, warum ein Mensch bei Wind und Wetter in einem Hauseingang in einem Schlafsack liegt? Wie ging es Ihnen dabei? Für mich spricht aus dem Skandal der Obdachlosigkeit und der Wohnungsnot von so vielen Benachteiligten in unserer reichen Stadt eine große Härte und Unbarmherzigkeit im Umgang miteinander. Ich bin überzeugt: Wir könnten das ändern, wenn wir es wirklich wollen.
Zwar hat die Stadt Hamburg 2015 ein „Sofortprogramm zur Versorgung von vordringlich Wohnungsuchenden“ verabschiedet. Doch seine Maßnahmen werden dem Ausmaß der Krise nicht gerecht. Und die Situation der Betroffenen ist so prekär, dass wir keine Zeit haben, auf Besserung zu warten.
Deshalb starteten wir im Bündnis für eine neue soziale Wohnungspolitik Ende August die Kampagne #einfachwohnen zusammen mit Stattbau Hamburg, Mieter helfen Mietern und dem Caritasverband für Hamburg. Gemeinsam wollen wir dafür sorgen, dass das Thema Wohnungsnot die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient.
Was Benachteiligte bei der Wohnungssuche erleben, warum so viele unversorgt bleiben und wie wir in Hamburg endlich ausreichend Wohnraum für vordringlich Wohnungsuchende schaffen können, darüber lesen Sie mehr in unserer Reportage.
Ihr Landespastor Dirk Ahrens
Inhalt
KirchenkatenWas Hoffnung macht
Ciprian P. wohnt seit einigen Monaten in einer Kirchenkate bei einer Gemeinde im Norden Hamburgs. Der Container ist klein und karg. Ciprian P. hat sich gefreut, hier einziehen zu dürfen, bis zu zwei Jahre kann er bleiben. In dieser Zeit hofft er, eine Wohnung zu finden. Der gebürtige Rumäne lebte seit Jahren in Hamburg auf der Straße. Er engagiert sich ehrenamtlich im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose (DZW), der Tagesaufenthaltsstätte der Diakonie in der Bundesstraße.
Über das DZW werden die Plätze in den Kirchenkaten vermittelt. DZW-Leiterin Melanie Mücher betont: „Angebote wie die Kirchenkaten als Übergang in eine richtige Wohnung sind sehr wichtig. Sie sind auch ein Zeichen, dass es Wege gibt, die herausführen aus der Obdachlosigkeit.“
ReportageKein Zuhause in SichtWarum die Wohnungsnot anhält, wen sie am härtesten trifft und was jetzt hilft
Akute Wohnungsnot: Das hilftSechs Vorschläge der Diakonie, um die Zahl der Wohnungsnotfälle ab sofort zu verringern
Was Hoffnung machtStützpunkt für Obdachlose
Die Caritas betreibt die Einrichtung seit 2003 mit Unterstützung des Runden Tisches St. Jacobi, an dem Kaufleute, soziale Initiativen und Behördenvertreter zusammenkommen. Außerdem arbeitet der „Stützpunkt“ eng mit der Straßensozialarbeit der Diakonie zusammen.
Bis auf sonntags ist die Einrichtung jeden Morgen und jeden Abend jeweils für zwei Stunden geöffnet. Die Schließfächer sind stark nachgefragt. Manche nutzen ihr Schließfach nur wenige Tage, andere über Jahre. Auf Wunsch erhalten sie auch Sozialberatung und Begleitung zu Behördenterminen.
Dazu „Stützpunkt“-Leiter Nikolas Borchert: „Viele unserer Tagesgäste sind so desillusioniert, dass sie sich mit ihrer Obdachlosigkeit abfinden. Arbeit finden sie – eine Wohnung dagegen kaum.“ Umso wichtiger, bei einer Wohnungsbesichtigung nur mit leichtem Gepäck zu erscheinen.
Einfach wohnen? Schön wär's ...
Was Hoffnung machtNeue Wohnung
Männer und Frauen, die obdachlos waren, erhalten im Haus Beratung und Begleitung. Sie bleiben im Schnitt ein knappes Jahr, die meisten können danach in eine Wohnung mit eigenem Mietvertrag ziehen. Teils im Bestand der Behrens-Stiftung; teils bei weiteren Wohnungsunternehmen, mit denen es Vereinbarungen gibt.
Die Stiftung hat ein Wohnhaus für ehemals Obdachlose in Altona errichtet, ein zweites Projekt in Schnelsen steht kurz vor Baubeginn. Geschäftsführer Reiner Schäfer: „Wenn wir geeignete Grundstücke bekämen und andere sich anschließen, dann könnten wir sehr dazu beitragen, dass die Straßenobdachlosigkeit nachhaltig verringert wird und hoffentlich in fünf bis zehn Jahren niemand mehr auf der Straße schlafen muss.“
Impressum
Diakonisches Werk Hamburg
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22767 Hamburg
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Fax 040 30 62 0-315
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www.diakonie-hamburg.de
Konzeption, Redaktion, Texte
Steffen Becker (verantwortlich)
Detlev Brockes www.detlevbrockes.de
Anke Pieper www.ankepieper.de (Reportage)
Fotos
Karin Desmarowitz, Bjorgvin, hanohiki - stock.adobe.com
Zahlen und Fakten
Bianca Carstensen
Gestaltung und Infografiken
Stephanie Haase
Umsetzung für Pageflow
Xenia Kalkmann
Druck
Druckerei Zollenspieker Kollektiv GmbH, Hamburg
Papier
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier,
zertifiziert mit dem Blauen Engel.
Auflage
10.000
Reportage
Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum AnfangWas sofort hilft
Zum AnfangLangfristige Hilfe
Zum AnfangZahlen und Fakten
Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum AnfangKurz erklärt
DringlichkeitsscheinKurz erklärt
DrittelmixKurz erklärt
FreistellungsgebietKurz erklärt
Paragraf-5-ScheinKurz erklärt
SozialwohnungKurz erklärt
Vordringlich wohnungssuchendKurz erklärt
WA-BindungKurz erklärt
WohnungslosKurz erklärt
- Mindestens 1.910 obdachlos auf der Straße lebende Menschen
- ca. 5.500 Menschen in öffentlich-rechtlicher Unterbringung oder in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe
- ca. 15.000 wohnberechtigte Zuwanderer